“Die Ausbildung und Entwicklung unserer Jungs steht an oberster Stelle!”
Seit dem Wochenende heißt es endlich wieder: „Es geht um Punkte.“ Die Junioren als auch die Senioren sind also wieder mitten in der Meisterschaft. Die B-Junioren des TuS Westfalia Wethmar kassierte in der Landesliga zum Auftak zwar ein bitteres 0:9 gegen Hamm, Trainer Daniel Nowak gibt sich aber natürlich kämpferisch und steht zum Start einer Wethmarer Interview-Serie Rede und Antwort.
Hallo Daniel, vor einem Jahr hatten wir im Vorlauf zu der dann leider abgebrochenen Saison bereits ein Interview geführt. Ich möchte heute gerne mit einer Frage aus dem letzten Jahr beginnen: Wie hast du den mittlerweile zweiten Lockdown erlebt?
Der Lockdown hat sich ja schon eine ganze Weile hingezogen, da sind dann schon einige Sachen, die mir Freude bereiten, weggebrochen. Aber so hatte ich auch genug Zeit, um die neue Saison zu planen.
Um direkt auf den Kern des Pandemie-Problems im sportlichen Bereich zu kommen: Kannst du beschreiben, wie deine Mannschaft den Saisonausfall aufgenommen hat?
Irgendwann war es für die Jungs absehbar, dass es mit der Fortführung der Saison nichts mehr wird. Das hat sich ja so hingezogen, dass der Lockdown immer wieder um einen Monat verlängert wurde. Am Ende waren sie natürlich enttäuscht, denn die Jungs haben sich darauf gefreut, in der Landesliga an den Start zu gehen.
Wie wurde damit umgegangen, dass knapp sieben Monate kein Mannschaftstraining möglich war?
Wir haben uns in dieser Zeit regelmäßig in Videokonferenzen getroffen, um Kontakt zueinander zu halten. Wir haben online dann auch Spiele gespielt. Du kannst den Jungs nicht jede Woche mit einem neuen Taktik-Thema kommen, da haben die auch keinen Bock drauf. Für die Jungs war das eine Ablenkung von ihrem Alltag, sie konnten ja schließlich auch lange Zeit die Schule nicht besuchen. Was die Jungs im März besonders getroffen hat, war, dass die Mannschaften mit Jungs bis zum Alter von einschließlich 14 Jahren trainieren durften, während sie nur zugucken konnten. Im Nachhinein kann ich persönlich diese Regelung auch nicht nachvollziehen, da das Alter dann im Juni auf einschließlich 18 Jahre erhöht wurde.
Du bist auch stellvertretender Jugendleiter unseres Vereins. Meinst du, dass sich die Politik während der Corona-Pandemie genug um die Belange der Kinder und Jugendlichen gekümmert hat?
Das ist natürlich ein schwieriges Thema. Es ist mit Sicherheit so, dass die Kinder und Jugendlichen während dieser Pandemie, die ja leider Gottes noch nicht vorbei ist, in vielen Bereichen zurückstecken mussten. Die Schulen waren sehr lange geschlossen und auch im Sport sowie im privaten Bereich war für die Kinder und Jugendlichen kaum etwas möglich.
Was hattest du für einen Eindruck von deiner Mannschaft, als ihr nach dem langen Lockdown wieder auf dem Platz gestanden habt?
Das war für die Jungs natürlich pure Freude, obwohl wir die erste Einheit, aufgrund der damals geltenden Corona-Schutzverordnung, nur in 10er-Gruppen sowie kontaktlos absolvieren durften. Drei Tage später durften wir dann schon wieder als Mannschaft mit Kontakt trainieren. Die Jungs haben in sämtlichen Bereichen einen wirklich guten Eindruck hinterlassen. Ich hatte gedacht, dass der Lockdown ein paar mehr Spuren hinterlässt.
Denkst du, dass sich das Niveau der Spieler – aufgrund der quasi nicht stattgefundenen Saison 2020/2021 – verschlechtert hat?
Es war für die Entwicklung der Jungs sicherlich nicht förderlich, dass sie nun – die beiden Lockdown-Phasen addiert – fast ein Jahr keine Trainingseinheit auf dem Platz absolvieren konnten. Gerade im D-Jugend-Bereich, welches das goldene Lernalter ist, verpasst man schon viel. Die Jugendzeit verlängert sich ja auch nicht, wir müssen also zusehen, dass wir die Jungs trotzdem bestmöglich ausbilden und weiterentwickeln.
Glaubst du, dass die Corona-Pandemie langfristigen Einfluss auf den Jugendfußball haben wird?
Ich glaube nicht, dass sich der Jugendfußball durch die momentan vorherrschende Situation verändern wird. Ich bin der Meinung, dass die Kinder und Jugendlichen nach der langen Zeit, die sie Zuhause verbringen mussten, froh sind, dass sie wieder ihrem Hobby nachgehen dürfen. Zur Wahrheit gehört zwar auch dazu, dass sich einige von ihnen während der Pandemie anderen Dingen zugewandt haben, dafür aber auch andere den Weg zum Fußball gefunden haben. Wir haben bei uns weiterhin einen regen Zulauf und können nicht über einen Mangel an Mannschaften klagen.
Kommen wir zum Ausblick auf die Saison 2021/2022: Euer Kader hat zahlreiche Veränderungen erfahren. Lediglich acht Spieler aus dem letztjährigen Kader sind noch dabei. Wie kam es dazu?
Unsere Mannschaft bestand im letzten Jahr und besteht nun auch wieder aus zwei verschiedenen Jahrgängen. Elf Jungs sind aufgrund ihres Alters in die A-Jugend hochgerutscht und zwei Jungs, die noch hätten bei uns spielen können, haben sich dazu entschieden den Verein zu verlassen.
Was waren die Kriterien bei der Auswahl der Neuzugänge?
Natürlich ist es wichtig, dass die Jungs in der Lage sind auf diesem Niveau spielen zu können und ein großes Entwicklungspotential haben. Aber mindestens genauso wichtig war uns bei jedem die menschliche Seite. Wir wollen charakterstarke Jungs in der Mannschaft haben. Zudem wollten wir auch Jungs dazuholen, die schon einige Zeit bei uns im Verein spielen und eine gewisse Identifikation mitbringen. Daher kommen unsere Neuzugänge sowohl aus unserem eigenen Nachwuchs als auch von anderen Vereinen.
Was erwartest du von euren Neuzugängen?
Nichts anderes als von den anderen Jungs auch. Die Leidenschaft am Fußball. Den Ehrgeiz, sich immer weiter verbessern zu wollen. Den Willen, gemeinsam unsere Ziele zu erreichen.
Wie zufrieden bist du mit eurer Kaderplanung und wie schätzt du diesen ein?
Wir sind insgesamt sehr zufrieden. Wir haben uns mit insgesamt 15 neuen Jungs verstärkt. Sieben kommen aus dem eigenen Nachwuchs und acht haben wir von anderen Vereinen dazugeholt. Es hat zwar etwas gedauert, bis wir unseren Kader vollständig beisammen hatten, aber dafür sind wir fest überzeugt, dass die Jungs sich mit uns und unseren Werten identifizieren. Unsere Mannschaft hat das Potential dazu, sich gut weiterzuentwickeln.
Das Trainerteam hingegen ist identisch geblieben.
Und darüber freue ich mich sehr. Obwohl wir in der Konstellation um Udo, Luca und mir erst seit letzter Saison zusammenarbeiten, kann man nur festhalten, dass eine gute Atmosphäre in unserem Dreiergespann herrscht und dieses ein eingespieltes Team hinter dem Team ist.
Eure Staffel in der Landesliga ist identisch zu der aus der letzten Saison. Wie schätzt du diese und eure Chancen dort ein?
Wir haben mit 26 Spieltagen wieder ein enormes Pensum vor uns, welches in Richtung des Seniorenbereiches geht. Wir spielen – bis auf das mittlere Wochenende der Herbst- und Osterferien sowie der Winterpause – an jedem Wochenende. Da wird den Jungs viel abverlangt. Ansonsten ist das eine sehr anspruchsvolle Staffel. Es gibt einige Mannschaften, die gut aufgerüstet haben und oben mitspielen wollen. Zudem haben einige Vereine auch andere Voraussetzungen als wir, spielen wie Hombruch oder Waltrop mit ihrer U15 in der Regionalliga. Wir wissen also, was uns erwartet. Es wird auch dieses Jahr interessant zu beobachten sein, ob einige Mannschaften – trotz der langen Vorbereitungszeit – an ihre Belastungsgrenze stoßen. Wir freuen uns auf unsere hoffentlich erste komplette Landesliga-Saison und werden uns keinesfalls verstecken.
Was soll denn am Ende für euch als Ergebnis stehen?
Wie auch in der letzten Saison steht für uns die Ausbildung und Entwicklung unserer Jungs an oberster Stelle. Wir legen großen Wert auf eine ganzheitliche Ausbildung. Wir wollen die Jungs zu guten Fußballspielern, starken Persönlichkeiten und Winner-Typen entwickeln. In den Spielen wollen wir mutig auftreten und den Erfolg nicht nur mit der Brechstange erzwingen. Es entspricht nicht unserer DNA, dass wir uns nur hinten reinstellen, destruktiv agieren und auf den Lucky-Punch warten.
Also können wir dir kein Saisonziel entlocken?
Hier kann ich meine Antwort von vor einem Jahr aus der Schublade holen: Als gefühlter Aufsteiger ist es unser Ziel, den Klassenerhalt frühestmöglich unter Dach und Fach zu bringen. Sollte uns das mit gutem Fußball, einer gemeinschaftlichen Atmosphäre und einem starken Team-Spirit gelingen, wehren wir uns im Trainerteam auch nicht dagegen, wenn wir dann vielleicht auch einen Blick in Richtung gesichertes Mittelfeld werfen können. Für den Verein und für den Folgejahrgang würde es mich ebenfalls freuen, wenn wir die Klasse halten und dann weiterhin die Möglichkeit haben, die Herausforderung „Landesliga“ angehen zu können.
Auch in diesem Jahr geht es um den Kreispokal. Was nehmt ihr euch für diesen Wettbewerb vor?
Erst einmal sind die Spiele im Kreispokal eine zusätzliche Belastung für uns. Je nach Verlauf, sind es für uns bis zu fünf weitere Spiele, die sich allesamt bis November verteilen. Wir haben eine Auslosung erwischt, in der wir bis einschließlich zu einem möglichen Viertelfinale maximal auf Kreisligisten treffen. Diese Spiele darf man natürlich auch nie unterschätzen, aber wir haben uns schon vorgenommen, mindestens bis ins Halbfinale zu kommen. Mit einem Pokalgewinn würden wir uns auch für den Westfalenpokal qualifizieren, das wäre natürlich riesig. Aber das wird natürlich schwierig werden.
Eure Vorbereitung dürfte den Ergebnissen nach nicht ganz nach Wunsch verlaufen sein. Was waren die Gründe dafür?
Durch unsere vielen Neuzugänge mussten wir natürlich auch erst zusammenfinden. Das wurde natürlich dadurch erschwert, dass auch wir mit Urlaubern zu kämpfen gehabt haben. Da war es natürlich schwierig, an mannschaftstaktischen Dingen zu arbeiten. Die letzten beiden Testspiel-Wochenenden verliefen dann auch besser. Wir machen aber noch ein paar Fehler zu viel, die uns am Ende dann auch Gegentore kosten. Wir sind aber auf dem richtigen Weg.
Gab es wie im letzten Jahr in der Vorbereitung spezielle Events?
Die gab es tatsächlich. Wir haben erneut einen zweitägigen Gesundheitskurs in Form eines Bootcamps vom Präventionszentrum Ruhrgebiet absolviert. Zudem waren wir Anfang August für vier Tage für ein Trainingslager im Sport- und Tagungszentrum Hachen. Beides waren tolle Veranstaltungen. Gerade das Trainingslager hat die Jungs zusammengeschweißt, es herrscht ein toller Spirit in der Truppe. Das ist ein richtig tolles Team! Diese Einheit müssen wir auch in den nun anstehenden Punktspielen beschwören.
Eine abschließende Frage: Glaubst du, dass die neue Saison zu Ende gespielt werden kann?
Ich hoffe es sehr. Die Impfungen schreiten voran und es gibt dadurch mittlerweile auch eine andere Herangehensweise an die Pandemie. Ich würde mich für meine Jungs und alle anderen im Fußball aktiven Personen sehr freuen, wenn man dem Hobby wieder wie „früher“ nachgehen könnte.
Vielen Dank für das Gespräch!